(De) Um Zara Idelsons Werk im Lauf der Zeit zu verstehen und zu verfolgen, ist eine Liebe zur Malerei notwendig, zum Medium selbst, zu jenem je ne sais quoi der Interpretation von Zeitlichkeit in der britischen Kunst, die bereits Trends und Jahrzehnte überdauert hat und dabei stets einen Begriff der Gegenwart verkörpert. Die meisten ihrer Leinwände entstehen in wenigen Minuten, doch zuvor wurden sie monatelang betrachtet, untermalt und überarbeitet, in einem Licht, das mal dämmrig, mal träge, aber …
(De) Um Zara Idelsons Werk im Lauf der Zeit zu verstehen und zu verfolgen, ist eine Liebe zur Malerei notwendig, zum Medium selbst, zu jenem je ne sais quoi der Interpretation von Zeitlichkeit in der britischen Kunst, die bereits Trends und Jahrzehnte überdauert hat und dabei stets einen Begriff der Gegenwart verkörpert.
Die meisten ihrer Leinwände entstehen in wenigen Minuten, doch zuvor wurden sie monatelang betrachtet, untermalt und überarbeitet, in einem Licht, das mal dämmrig, mal träge, aber stets sinnlich ist.
Als Idelson jünger war und noch in London lebte, verzweifelte sie bei der Suche nach einem prägenden Thema für ihre Arbeit. Sie spürte eine figurative Matrix in sich – aber das Porträt lag ihr nicht, die Landschaftsmalerei sollte erst noch kommen und Stillleben fielen ihr so leicht wie das Atmen, waren also unbefriedigend. Sie hatte in Glasgow studiert, und schätzte die Arbeiten älterer Kollegen wie Merlin James, Carol Rhodes und Clive Hogdson.
Im Laufe der Jahre, auch durch Veränderungen in ihrem Privatleben – vor allem durch ihre Mutterschaft und den Umzug nach Cornwall – entwickelte Idelson langsam die zentrale Besonderheit ihrer Malerei: Häuslichkeit. Der parallele Fluss zwischen dem Geschehen in ihren Gemälden und den täglichen Ereignissen an der Küste von Cornwall wurde relevanter. Diese Verbindung zwischen dem Leben (das als Quelle von Zärtlichkeit, Langeweile, Zweifeln und kleinen Eskapaden betrachtet wird) und der Malerei, übersetzt die Künstlerin in zwei formale Leitmotive. Erstens: die Ablehnung jeglicher Form von Fachwissen oder Beherrschung der Maltechnik, insbesondere in Bezug auf den Realismus. „Ich weigere mich, mich von irgendeiner Fähigkeit verführen zu lassen“, erklärt sie. Das zweite Leitmotiv ist die Tendenz, die Oberflächen ihrer Werke in einem ständigen Wechselspiel des Entfernens und Hinterlassens von Spuren zu bedecken.
Indem sie sich voll und ganz auf ihre Wurzeln in Cornwall besann, vertiefte Idelson die strukturellen und formalen Verbindungen ihrer Bilder zum lokalen Töpferhandwerk. Dabei betont sie die Bedeutung von Geschwindigkeit und Selbstvertrauen in ihrer Malerei alla prima. Während Idelsons Strich vor fünfzehn Jahren noch an den eines Bernard Leach erinnern konnte, ist die Künstlerin heute – vor allem nach ihrer Begegnung mit Clive Bowen – fasziniert von Töpferware.
Oft malt Idelson Stillleben, in denen sie bestimmte Bereiche durch Farbschichten „verleugnet“. Dann wieder malt sie Landschaften, eingefasst in Fenster, fast wie bei einem Comic. Hier und da fallen kindische Motive auf: kleine Blumen zum Beispiel, die die Welt der Wiegenlieder heraufbeschwören. Es gibt aber auch ein paar Gemälde, in denen der Pinselstrich dagegen sehr malerisch ist, und beinah an westliche Maler erinnert, die die historische chinesische Aquarellmalerei schätzten, wie etwa Bill Lynch.
Der Ansatz eines Gemäldes wie Building Site 2 ist noch radikaler. Hier gibt es nichts, das das Auge davon ablenken würde nur die Einfachheit der Zeichen zu betrachten, die manchmal weniger prätentiös sind als die eines Kindes, aber dennoch äußerst selbstbewusst in ihrer brutalen Leichtigkeit.
Was bedeutet es nun, den Betrachtenden solch ein objektorientiertes Gemälde anzubieten, das aus unzähligen Untermalungen und einer Oberflächenschicht besteht, die durch eine solche transgressive Einfachheit erreicht wird? Idelson führt die Bildkunst in ihren ursprünglichen Zustand zurück und befreit sie von den Überstrukturen, die Bilder in den heutigen Systemen der Popularisierung und Verbreitung beherrschen. Sie nimmt die Gesellschaft weg, fügt Leben hinzu, entfernt Symbole und Hyperlinks und fügt Immanenz hinzu.
Text: Sofia Silva