Meyer Riegger freut sich, die erste Einzelausstellung des Künstlers Henrik Håkansson in ihren Berliner Galerieräumen zu präsentieren. Henrik Håkansson bezieht sich in seinen Arbeiten auf (Natur-)Kreisläufe, die er in seinem Werk symbolisch thematisiert und konkret einbettet. Es sind Fragmente des Natürlichen, die der Künstler in einen kulturellen Kontext überführt und so nahezu surreale Raumgefüge und Situationen erzeugt – wobei Kultur und Natur in seinen Arbeiten zugleich als Referenz, Resultat und Essenz betrachtet werden. Håkansson’s Momente der Irritation wirken wie ein subtiler Dialog zwischen Mensch, Natur und Raum: Pflanzen, Lebewesen sowie ihre durch Licht, Temperatur, Zeit oder artifiziell herbeigeführte Veränderbarkeit werden dabei ebenso zum formgebenden, wie zum konzeptuellen Gegenstand seiner Arbeit. Der Künstler generiert hierbei Bezugssysteme, die von Beobachtungen ausgehen und die Beobachtung zugleich mit sich führen. Seine Installationen machen dies physisch im Raum zugänglich, doch zeigen sie auch Formen ihres medialen Transfers: in der technischen Dokumentation des Betrachteten. Håkansson bringt dabei Naturebene und Technik auf der Bildebene des Films oder der Fotografie zusammen, die er den natürlichen Materialien in seinen Installationen anbei stellt. Film, Video, Fotografie, Text und Sound bilden einen Rahmen, von dem ausgehend der Künstler einen Raum des Performativen eröffnet, in dem die Betrachtung zirkuliert. In seiner neuen Arbeit „Aug. 11„ 2012 The Symptoms of the Universe studies ( 6 min 29 sec)“ richtet Henrik Håkansson den Blick auf die Explosion eines Baums, welchen er mit Videokameras aus verschiedenen Perspektiven in unterschiedlichen Bildzeiten festgehalten hat. Der erste und zweite Ausstellungsraum zeigt über den Boden verteilte Überreste der im Filmbild festgehaltenen Explosionen: Fragmente vom Gehölz, Zweige, Baumstammspitzen sowie ein sich vertikal im Raum emporstreckender Stamm. Das Environment wird durch eine sechsteilige Mehrkanal-Video-Installation erweitert, welche die Explosion des Baumes aus den differenzierten Kameraperspektiven zeigen. Durch die Verlangsamung des Blicks in Zeitlupe verkehren sich auch die Kräfteverhältnisse im Bild: die Schwerkraft mündet in ein Spiel mit dem Möglichen, während sich die Energie des Baumes und des Sprengsatzes als Elektrizität materialisiert und den Baum zum Zerbersten bringt. Die Bildausschnitte zeigen sowohl die Transformation der Materie als Nahaufnahme, als auch ihren Übergriff auf die umliegende Landschaft. Die Zeitlosigkeit des Baumes wird hierbei mit der Bildzeit der Videoaufnahmen gegenüber gestellt, während sich die Symbolik des Baumes – eine übergreifenden Perspektive innehabend – auf die verschiedenen Ansichten der Monitore minimiert. Die Tonebene der Videos vermittelt durch die unterschiedlichen Geschwindigkeiten eine Entzerrung des Ereignisses, zugleich aber auch das Unheimliche, das dem Baum, eine Schwarzerle (Alnus glutinosa), in historischen Sagen anhaftet. Håkanssons Installation nimmt in ihrer Konzeption so auch Bezug zu dem Gedanken des Baumes als Lebensbaum und seinen verschiedenen kulturellen Zuschreibungen und Lesarten. Der Titel der Arbeit hingegen ist angelehnt an den Song „The Symptoms of the Universe“ von Black Sabbath, wobei die Länge des Films der Dauer des Musikstücks entspricht und damit auch eine bezugnehmende Abweichung dessen beschreibt: eine entzerrte Suche nach dem, was wir als das Natürliche begreifen.

Christina Irrgang
translation by Zoe Miller